Pläne für Flüchtlingsunterkunft schrecken nicht nur Manderner auf
Saarburg · Diskussionen um das Thema Flüchtlingsunterkünfte gibt es in mehreren Orten der Verbandsgemeinde Saarburg-Kell, jetzt auch in Waldweiler. Was Ortsbürgermeister angesichts dessen fordern und wie die Verwaltung darauf reagiert.
Die Diskussionen um die Flüchtlingsunterkunft in Mandern, die die Saarburger Verwaltung angemietet hat, ohne die Ortsgemeinde zu informieren (der TV berichtete), hat auch im Nachbarort Waldweiler die Einwohner aufgeschreckt.
Laut dem dortigen Ortsbürgermeister Manfred Rauber sind am vergangenen Wochenende Bürger auf ihn zugekommen und wollten wissen, was denn in ihrem Dorf in dieser Richtung geplant sei. Wie in Mandern gab es auch in Waldweiler ein Gerücht. Demnach soll ein Auswärtiger eine ehemalige Gaststätte im Dorf an die Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg-Kell zur Unterbringung von Flüchtlingen vermietet haben. Rauber hat laut eigenen Angaben daraufhin bei der Verwaltung nachgefragt und die Antwort erhalten: Ja, es ist etwas angemietet. Was und in welcher Größe, wisse er nicht, sagt Rauber.
Was der Ortsbürgermeister von Waldweiler fordert
Doch der Ortsbürgermeister soll wohl Antworten bekommen. Denn kurze Zeit später hat er laut eigener Aussage eine Mail der Verwaltung erhalten, mit einer Einladung zur Ortsbürgermeisterdienstbesprechung für kommenden Montag. Einziger Tagesordnungspunkt: das Thema Flüchtlingsunterkünfte. Für danach hat die Verwaltung zum Pressegespräch eingeladen.
Rauber sagt: „Ich bin froh, dass sich die Verwaltung um die Flüchtlingsunterkünfte kümmert, und bislang hat das auch gut funktioniert. Aber es muss besser informiert werden!“ Es könne nicht sein, dass in Waldweiler etwas geplant sei und er nicht wisse, was, insbesondere wenn es um größere Objekte gehe.
Bei der Gaststätte in Waldweiler handele es sich um eine ähnliche Größenordnung wie bei der Flüchtlingsunterkunft in Mandern, sagt Rauber. In Mandern geht es um ein Haus mit drei Wohnungen. Diese Größe bereitet Rauber Sorgen. Viele Menschen oder größere Gruppen von Flüchtlingen aufzunehmen – das gebe die Infrastruktur des Dorfes nicht her, meint der Ortschef.
Waldweiler hat wie Mandern um die 850 Einwohner. Ein Geschäft gibt es dort nicht. Die nächsten größeren Orte wie Trier und Hermeskeil sind nur schwer per Bus zu erreichen. Rauber fordert: „Die Verwaltung muss die Ortsgemeinde frühzeitig mit ins Boot nehmen, damit diese sich auf das Geplante einstellen, gegebenenfalls aber auch ihr Veto einlegen kann.“
In Mandern wurde die Ortsgemeinde über die geplante Flüchtlingsunterkunft, die laut Ortsbürgermeister Tim Kohley 400 Quadratmeter groß ist, erst informiert, als die Verwaltung den Mietvertrag mit dem ebenfalls auswärtigen Besitzer bereits unterschrieben hatte und das Gebäude renoviert worden war. Kohley erhielt die Information auch nur auf Nachfrage. Er sagt: „Eine so weitreichende Maßnahme, die wesentliche Interessen der Ortsgemeinde Mandern unmittelbar betrifft, hätte frühzeitig und transparent kommuniziert werden müssen.“
Was den Mandernern Sorgen bereitet
Kohley hat ebenfalls darauf hingewiesen, dass die Integration einer größeren Anzahl von alleinreisenden männlichen Flüchtlingen unter den aktuellen Bedingungen eine Herausforderung für die Gemeinde darstellen würde. Die Infrastruktur sei dafür nicht ausreichend, und ohne rechtzeitige Abstimmung mit der Ortsgemeinde könne diese Aufgabe nicht angemessen bewältigt werden. Kohley sagt im Gegensatz zur Verwaltungsspitze, dass in ersten Gesprächen mit dieser zunächst allein von männlichen Flüchtlingen die Rede gewesen sei. Erst nach der Einwohnerfragestunde zu dem Thema vergangene Woche habe die Verwaltung von zwei Wohngruppen à vier Personen und einer Wohnung mit zwei Personen oder kleiner Familie gesprochen.
50 Manderner waren zur Fragestunde vergangene Woche gekommen. Es wurde deutlich, dass sie sich angesichts einer Flüchtlingsunterkunft im Ort insbesondere um die Sicherheit von Frauen und Jugendlichen sorgen.
Hotel als Flüchtlingsunterkunft? Diskussionen in Wincheringen
Auch in Wincheringen hat das Thema Flüchtlingsunterkunft die Gemüter bewegt, allerdings bereits im vergangenen Jahr. Dort war laut Ortsbürgermeister Elmar Schömann ein seit mehreren Jahren leer stehendes Hotel mit zehn bis zwölf Zimmern für die Unterbringung von Flüchtlingen im Gespräch. Daraufhin habe eine Initiative eine Petition gegen das Vorhaben gestartet. Doch diese ist laut Schömann ins Leere gelaufen, da die VG-Verwaltung das Haus dann doch gar nicht angemietet habe.
Mittlerweile hat der Rat auch einem Bauantrag für Hotel und Restaurant zugestimmt, der nötig ist, damit ein solches Anwesen wieder in Betrieb genommen werden kann. Zwar hat sich in der Richtung noch nichts getan, aber das Thema Füchtlingsunterkunft im Hotel scheint vom Tisch zu sein.
Schömann äußert Verständnis für die Saarburger Verwaltung, die händeringend nach privatem Wohnraum sucht, doch meint er wie seine Kollegen: „Wenn sich abzeichnet, dass die Verwaltung ein Gebäude für Flüchtlinge anmietet, dann will ich Bescheid wissen. Der Ortsbürgermeister ist der oberste Dorfkümmerer, ohne Information wird das nicht funktionieren.“
Simone Thiel, Beigeordnete der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg-Kell, hat kürzlich erklärt: „Wir mieten Wohnungen direkt von Privaten an und stimmen das nicht mit Ortsgemeinden ab. Denn wir müssen schnell Zusagen machen, um die Wohnungen zu bekommen.“ Für weitere Informationen verweist sie aktuell auf das Pressegespräch am Montag.
Autor: Marion Maier (Volksfreund)